Lymphdrüsen und ihre Funktionsweise
Lymphdrüsen (Lymphknoten) sind „Filterstationen“ des Körpers für Gewebswasser (Lymphe) und bilden zusammen das sogenannte Lymphsystem, wobei jeder Lymphknoten für die Aufnahme und Filtration der Lymphe einer bestimmten Körperregion zuständig ist. Sie gehören zum Abwehrsystem des Körpers. Bei Erkrankungen gelangen z.B. Tumorzellen oder Fremdzellen in die lokalen Lymphdrüsen und lösen hier eine Abwehrreaktion des Körpers aus. Während Lymphknoten im Rahmen einer banalen Entzündungsreaktion häufig schmerzhaft anschwellen, können Sie als Ausdruck einer Tumorerkrankung in Form von Tochtergeschwülsten (Metastasen) auch schmerzlos vergrößert sein. Krebsarten die nicht selten mit vergrößerten Lymphdrüsen einhergehen sind Hauttumore, wie z.B. das maligne Melanom, das Mammakarzinom (Brustkrebs), das Schilddrüsenkarzinom, aber auch bösartige Tumore des Magen-Darmtraktes wie das Magenkarzinom (Magenkrebs) und das Analkarzinom (Analkrebs). Krebsformen, die direkt aus den Drüsen entstehen, werden als Lymphdrüsen-Krebs (Lymphom) bezeichnet. Beispiele sind das Hodgkin- und das Non-Hodgkin-Lymphom. Auch Blutkrebs (Leukämie) kann zu einer Lymphknotenvergrößerung führen. Die Therapie des Lymphoms und der Leukämie obliegt dem Onkologen und erfolgt medikamentös. Zur Diagnosesicherung wird jedoch häufig Gewebe aus den Drüsen benötigt, um anschließend die medikamentöse Therapie festlegen zu können, daher wird vom Chirurgen üblicherweise eine Lymphknotenentfernung vorgenommen und zum Pathologen oder Onkologen zur histologischen Sicherung eingesandt.
Wann und warum wird eine Lymphknotenentfernung vorgenommen?
Eine radikale regionale Lymphadenektomie (Lymphknotenentfernung), auch als therapeutische Lymphknotenentfernung bezeichnet, ist bei lymphogener Tumoraussaat (Lymphknotenmetastasen) oder auch lymphogenen Rezidivmetastasen bestimmter Tumore (u.a. Malignes Melanom, Mammakarzinom, Schilddrüsenkarzinom) indiziert, sofern hierdurch bei dem betroffenen Patienten Tumorfreiheit erzielt werden kann. In Abhängigkeit der Krebsart, des Tumorstadiums und den Wünschen des Patienten müssen hier nicht selten individuelle Konzepte mit multimodaler Therapie im Konsens mit den behandelnden Ärzten (Internisten, Dermatologen, Onkologen, Chirurgen, Strahlentherapeuten, Gynäkologen etc.) entwickelt werden. Durch eine enge Kooperation der MIVENDO Klinik mit den entsprechenden Kollegen der unterschiedlichen Fachdisziplinen haben wir die Möglichkeit, unsere Patienten in einer interdisziplinären Tumorkonferenz vorzustellen und Ihnen ein entsprechend ganzheitliches Behandlungskonzept zu empfehlen. Sollte ein komplexerer Eingriff mit stationärem Aufenthalt anstehen, so wird dieser durch uns in der MIVENDO Klinik durchgeführt.
Verschiedene Gruppen (Lymphdrüsen Achsel, Lymphdrüsen Leiste, Lymphdrüsen Hals, Lymphdrüsen Becken)
Je nach anatomischer Lokalisation werden die Lymphdrüsen (Lymphknoten) u.a. benannt in axilläre Lymphknoten (Lymphdrüsen Achsel), inguinale Lymphknoten (Lymphdrüsen Leiste), cervicale Lymphknoten (Lymphdrüsen Hals) und pelvine/iliacale Lymphknoten (Lymphdrüsen Becken).
Primärtumore der oberen Extremitäten und des oberen Körperstamms drainieren in die axillären Lymphdrüsen. Die Lymphknoten der Axilla (Lymphdrüsen Achsel) werden (nach Berg) in drei „Level“ eingeteilt. Level I umfasst den unteren Bereich der Achsel (Axilla). Level I-Drüsen liegen lateral des Musculus pectoralis und kaudal der Vena axillaris. Level II-Drüsen befinden sich im mittleren Bereich der Axilla und liegen interpektoral zwischen dem Musculus pectoralis minor und major. Level III-Drüsen sind im oberen Abschnitt der Axilla lokalisiert und liegen medial des Musculus pectoralis minor sowie supra- und infraklavikulär. Während eine Lymphknotenentfernung der Level I und II standardmäßig durchgeführt wird, werden Level III Lymphknoten nur entfernt wenn intraoperativ der Hinweis auf einen Lymphknotenbefall vorliegt, da bei regelhafter Entfernung der Level III Lymphknoten ein deutlicher Anstieg der Morbidität nach Operation zu verzeichnen ist ohne das der Patient bei nicht betroffenen Lymphknoten von einer Lymphknotenentfernung profitiert.
Die sogenannte Axillasdissektion
Als Axilladissektion bezeichnet man die radikale operative Entfernung des gesamten Drüsen- und Fettgewebes in der betroffenen Achsel unter Schonung des hier verlaufenden Gefäßnervenbündels. Am Beginn der Operation wird die Vena axillaris, sowie die Ränder des Musculus pectoralis major und des Musculus latissimus dorsi dargestellt. Innerhalb dieser Grenzen schließt sich dann die eigentliche Axilladissektion an. Das sogenannte thorako-dorsale Gefäß-Nervenbündel (Nervus thorako-dorsalis und Nervus thoracicus longus) verläuft unmittelbar durch diese Region und muss trotz radikaler Lymphknotenentfernung langstreckig dargestellt und erhalten werden.
Lymphdrüsen, Leiste und die sog. Leistendissektion
Als Leistendissektion bezeichnet man die radikale operative Entfernung des gesamten Lymph- und Fettgewebes der betroffenen Leistenregion. Die Operation beginnt mit der Darstellung des Leistenbandes. Unter Einhaltung der Grenzen nach kranial das Leistenband, nach lateral der Musculus satorius, nach distal die Kreuzungsstelle des Musculus satorius sowie nach medial die Adduktorenloge erfolgt die operative Entfernung des gesamten Lymph- und Fettgewebes und somit die Lymphknotenentfernung sämtlicher Drüsen dieser Region unter Mitnahme des von Lymphdrüsen umgebenen oberen Anteils der Vena saphena magna.
Zum Thema Lymphknotenentfernung und Lymphdrüsen Hals (vgl Neck dissection Thyreoidektomie).
Im postoperativen Verlauf kommt es nach einer radikalen regionalen Lymphknotenentfernung fast regelhaft zur Ausbildung eines Seroms (Ansammlung von Lymphflüssigkeit) im Wundgebiet da sich Lymphgefäße anders als Blutgefäße nicht spontan verschließen können. In den meisten Fällen kommt ein Serom nach einiger Zeit von selbst zur Abheilung. Bei Persistenz oder Beschwerden erfolgt die ein- oder mehrmalige schmerzarme Punktion.
In der MIVENDO-Privatpraxis können wir Ihnen kleinere Eingriffe wie die Entfernung einzelner Lymphdrüsen in Lokalbetäubung ambulant anbieten. Eingriffe wie eine Leisten- oder Axilladissektion werden in der MIVENDO Klinik stationär durchgeführt.